Um 5:30 klingelt der Wecker – pünktlich, um zum Sonnenaufgang am Rim zu stehen. Allerdings ist es ziemlich bewölkt, so dass wir liegen bleiben und um sieben aufstehen.
Wir gehen in der Lodge frühstücken und finden die Bestellautomaten erst mal spannend.
Kann man gut essen!
Während des Frühstücks chatten wir mit Maverick, ob der Flug denn heute nun stattfindet.
Er war ein Weihnachtsgeschenk an Frank, und wir sind beide ziemlich aufgeregt. Für mich ist es der erste Hubschrauberflug. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, vom South Rim aus zu fliegen, obwohl wir noch nach Las Vegas kommen werden. Von dort aus werden Flüge zum sogenannten West Rim angeboten, sogar mit Landung. allerdings sieht man da dann wohl nur einen Seitenarm des Canyons und nicht die spektakuläre Landschaft des Nationalparks. Dies habe ich in einem Chat vor der Buchung letztes Jahr im Dezember erfahren und mich deswegen für den Flug von Tusayan aus entschieden – auch wenn dies natürlich unsere Zeit hier am South Rim arg beschneidet.
Maverick teilt uns mit, dass es gegen Mittag aufreißen soll und für den Nachmittag – der geplante Start ist um 16 Uhr – bestes Wetter erwartet wird. Das können wir zwar so gar nicht glauben angesichts der grauen Wolken, aber gut. Man teilt uns noch mit, dass die Stornierungsfrist für den Flug abgelaufen sei und wir auf jeden Fall bezahlen müssen. Wir haben gar nicht vor, den Flug zu canceln, sondern wollten uns vergewissern, dass er statt findet.
Die Zeit bis dahin wollen wir mit ein bisschen wandern verbringen und machen uns mit dem Bus auf zum Trailhead des South Kaibab Trail, denn wir wollen zum Ooh Aah Point.
Mit uns startet eine Schulklasse mit zwei Lehrern – na toll, so viel zum Thema ruhiges und entspanntes Wandern.
Doch wir lassen die Bergfexe voranstürmen, so dass wir bald wieder die relative Ruhe haben, die man auf so einem Trail halt hat. Anfangs sind noch wesentlich mehr Menschen unterwegs, es wird aber immer ruhiger, je weiter wir kommen. Uns fällt auf, wie unterschiedlich gekleidet hier die Leute sind – manche sind echt relativ schick, mit Lederschuhen, Jeans und recht gut gekleidet unterwegs – andere, die augenscheinlich schon länger unterwegs sind, sehen deutlich an die Wanderung angepasster aus. Wobei natürlich auch die schicke Kleidung für einen kurzen Blick adäquat sein kann, ich will hier keine Vorurteile schüren.
Es sind auch viele Familien mit kleine Kindern unterwegs, die allerdings recht frei umherlaufen. Da hätte ich zum Teil echt Sorge als Elternteil!
Aber nun erst mal ein paar Bilder :
Direkt anfangs geht es erst mal in ein paar Serpentinen bergab, um schnell Tiefe zu gewinnen (Höhe zu verlieren?)
Es ist noch immer bewölkt, aber direkt über dem Canyon lässt sich die Sonne schon ein bisschen blicken.
Am Ooh Aah Point müssen wir uns erst mal setzen – vollkommen sprachlos beim Anblick des Canyons.
Dieser Punkt hat seinen Namen wirklich zu Recht! Wir bekommen den Mund erst mal nicht zu, und bestaunen die Umgebung. Erst mal kribbelt es ein wenig in meinem Bauch nah an der Kante, also setze ich mich direkt an die Kante und gebe mir Zeit, mich an die Tiefe zu gewöhnen. Das klappt auch ganz gut, ich werde immer ruhiger und kann die Ansicht sehr entspannt genießen.
Wir treffen die Schulklasse wieder, die hier gerade mit den Begleitpersonen eine Pause macht.
Die müssen echt Vertrauen zu den Kids haben! Allerdings werden die Jugendlichen auch mit Argusaugen bewacht. Aber ich finde es toll, dass die Lehrer den jungen Menschen dieses Naturwunder zeigen.
Wir fotografieren, bis die Auslöser glühen.
Die Schulklasse macht sich an den Aufstieg. Kurz danach kommen zwei Männer von weiter unten hoch, einer hat einen Gitarrenkoffer auf dem Rücken. Schon spannend, was es für unterschiedliche Typen gibt!
Da unten sieht man, wie der South Kaibab Trail weiter verläuft. Irgendwann werden wir auch zur Phantom Ranch kommen und dort übernachten!
Wir treffen zwei junge Frauen aus Boston und fotografieren uns natürlich gegenseitig.
Da wir noch ein wenig am Rim entlanglaufen wollen, machen wir uns allmählich wieder an den Aufstieg.
Hierbei haben wir so ziemlich das skurrilste Erlebnis überhaupt.
Der junge Mann mit dem Gitarrenkoffer bleibt stehen, packt die Gitarre aus, befestigt eine GoPro am Gitarrenhals und beginnt zu singen und zu spielen.
Uns bleibt der Mund offen stehen. Ich kann nicht anders, hebe die Kamera hoch und filme.
Wir benötigen für den Aufstieg insgesamt 45 Minuten, davon allein 15 Minuten für die Serpentinen.
Wir machen uns zu Fuß auf Richtung Visitor Center, es ist kurz nach 12 Uhr und wir haben noch ein wenig Zeit, bis wir in Tusayan sein müssen.
Wir schlendern langsam am Rim entlang und bleiben immer wieder stehen, um die Aussicht zu genießen.
Es gibt schon mutige Leute – jedem das Seine!
Mittlerweile ist es ziemlich voll geworden, die Autos stehen sogar auf den extra ausgewiesenen Bushaltestellen. Aber das stört niemanden – von den Autofahrern. Schließlich muss man husch, husch von Viewpoint zu Viewpoint und so was wie „Zeit, um etwas zu entdecken“ hat man natürlich nicht.
Wir kommen gegen 13.30 wieder am Visitor Center an und fahren mit dem Bus zum Grand Canyon Village, wo wir in die Cafeteria wollen, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Allerdings schließt die Cafeteria quasi vor unserer Nase, und wir werden auf das Daily im General Store verwiesen.
Dort schlägt uns beim Öffnen der Tür wieder die deutsche Stimmungsmusik entgegen und es steht eine recht lange Schlange am Tresen. Upps, das könnte zeitlich eng werden!
Mir wird auf einen Schlag übel, ich kann jetzt nichts essen – Nervosität lässt grüßen.
Frank schaut mir kurz ins Gesicht und sieht dass es jetzt wohl wenig Zweck hat, sich selber was zu Essen zu holen. Also setzen wir uns ins Auto und fahren nach Tusayan zu Maverick – wir haben ja noch Cliff Bars, die wir essen können.
Das Wetter wird zusehends besser und es fliegen einige Hubschrauber über uns hinweg.
In der Abflughalle werden wir mit unseren Kameras gewogen. Allerdings teilt man uns auch mit, dass man eventuell doch nicht fliegen würde – da das Wetter nicht mitspielen würde am Canyon. Die nächsten Piloten, die zurückkommen, werden wohl die Wetterlage berichten und dann wird entschieden.
Vorsichtig ausgedrückt sind wir irritiert – wir kommen auch gerade vom Canyon und das Wetter war sonnig und klar. Heute Morgen hieß es, alles sei sicher und kein Problem – und nun das? Wir haben ja extra unsere Handynummern angegeben. Aber noch ist nichts entschieden, also warten wir erst mal ab. Wir gucken durch den Souvenirshop, finden aber nichts, was uns anspricht. Ich werde immer nervöser und könnte eigentlich in die Damentoilette ziehen, so oft wie ich dort hin gehe.
Um zwanzig vor vier dann kam die Ansage: Der Flug ist gestrichen, da das Wetter zu schlecht sei. Die Firma Maverick entschuldigt sich, aber man sei sich auch der Verantwortung bewusst und man wolle ja schließlich nicht unser Geld stehlen.
Ah, ja?!
Ich bin echt sauer – erst hieß es: klar, wir fliegen. Und nun wird nicht geflogen. Es ist ja nicht so, dass wir den ganzen Tag nach diesem Flug geplant haben und Zeit am Canyon verbracht haben, in der wir noch weiter hätten wandern können.
Aber: Hätte, hätte – Fahrradkette.
Also setzen wir uns ins Auto und versuchen unser Glück bei einigen Mitbewerbern, die fliegen nämlich durch den schönen blauen Himmel Richtung Canyon.
Leider sind die längeren Flüge alle ausgebucht, nur die kürzeren wären noch verfügbar. Aber wir würden gerne den 45 Minuten Flug machen, nicht die 25 Minuten. Für den nächsten Morgen gibt es erst ab 12 Uhr wieder Flüge bzw. Plätze, aber da wollen wir eigentlich schon unterwegs sein.
Schweren Herzens entschließen wir uns, zurück zum South Rim zu fahren.
Unterwegs halten wir an, um die üblichen Bilder am Parkeingang zu machen – man beachte das schlechte Wetter:
Wir fahren zum Yaki Point, um uns den Sonnenuntergang anzusehen und auch zu fotografieren.
Es ist zwar voll, aber alle sind ruhig und genießen die Stimmung.
Völlig hin und weg von dem Farbenspiel – und durchgefroren – gehen wir im Village Pizza essen – wow, die ist echt gut und lecker!!
Eigentlich wollten wir noch Nachtaufnahmen machen, aber wir waren zu müde und es war uns viel zu kalt. Eigentlich beiße ich mich dann doch durch, da ich weiß dass ich spätestens zu Hause bereuen werde, keine Bilder zu haben – aber irgendwie liegt der Schweinehund so schön gemütlich im Bett und schnarcht vor sich hin. Also gebe ich ihm nach und lege mich auch ins Bett.