28.12.2022 Ein Tag am Racetrack

Heute steht etwas an, auf das ich mich seit Ewigkeiten freue. Es geht zum Racetrack! Erst mal stehen wir recht früh auf, kochen uns Kaffee auf dem Zimmer und schmieren uns Bagels. Wahnsinn, wenn ich auf die Terasse und weiter in den Garten gehe, sind die Füße schnell kalt. Das kenne ich gar nicht im Death Valley, es ist tatsächlich recht kühl. Das lässt uns aber hoffen, heute und morgen angenehme Temperaturen zu haben..

Auf dem Weg zum Auto Schiff kommen wir an der Pferdekoppel vorbei – das wird wohl leider auch dieses Mal nichts, aber schön sieht es schon aus, wie die Pferde hier so stehen.

Wir fahren die paar Meter zu Farabee‘s, bei denen ich schon vor ein paar Monaten für heute einen Jeep vorbestellt habe. Wir erhalten eine total gründliche und nette Einweisung. Zuerst wird uns eine Karte gegeben, auf der unser heutiges Ziel eingezeichnet ist, und der Weg dorthin wird uns genauestens erklärt. Wir bekommen Tipps zu Toiletten unterwegs, Picknickplätzen und dem Ziel selber.
Am Auto selber bekommen wir alles ganz genau erklärt. Wie man Reifen wechselt im Fall der Fälle, wie man von 2WD auf Allrad umstellt (das muss ich auch zweimal vormachen), das Verbandzeug, Air Play und so weiter. Außerdem legt er uns ein paar Liter Wasser in die Eisbox, und dann kann es losgehen. Ich soll halt auch den Reifendruck im Auge behalten, der ein bisschen niedrieger eingestellt ist als normal, aber dafür eben verhindern soll, dass spitze Steine einen Platten verursachen. Auf dem Merkblatt steht auch ganz genau, wo ich wie schnell fahren soll. Alles klar, so gut vorbereitet fühle ich mich sicher für den Tag und seine fahrerischen Herausforderungen. Wir verlassen den Hof und machen uns auf in Richtung Racetrack. Unterwegs legen wir immer wieder Stopps ein, um die Landschaft zu genießen und ein paar Schritte zu laufen.

So langsam nähern wir uns immer mehr dem Abzweig zur Racetrack, aber vorher schauen wir noch Ubehebe Krater vorbei. Gerade haben wir gelernt, dass jeder Vokal bei der Aussprache genutzt wird, da wir erst gar nicht verstanden haben, was der Herr im Jeepverleih meinte, als er uns den “Jubihibi“ empfehlen wollte.

Wir fahren also erst mal weiter geradeaus und schrauben uns hoch zum Kraterrand. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick nach unten. Unfassbar, dass dieser Krater durch eine Vulkaneruption entstanden ist, aber auch der schwarze Sand am Rand deutet darauf hin. Wir hatten eigentlich nicht vor, bis nach unten zu laufen, sondern wollten ein paar Meter am Kraterrand entlag gehen, aber es ist ziemlich windig und meine Mutter nicht so ganz in Form. Also machen wir nur ein paar Fotos und steigen wieder ein.

Hier sieht man die Straße, die zum Krater hoch führt.

Wir machen uns nach ein paar Minuten auf den Weg. Dabei schaffe ich etwas, das ich echt nicht gedacht hätte – ich verfahre mich bei genau einer Straße. Irgendwie liegt die Abzweigung zum Racetrack hinter der Abfahrt vom Krater, so dass ich erst mal eine ganze Zeit in die falsche Richtung fahre, ohne was zu merken. Allerdings werde ich recht schnell skeptisch, da die Kreuzung nicht weit von der Auffahrt zum “Jubihibi“ entfernt war. Ich drehe, und komme erwartungsgemäß zur gesuchten Abzweigung. Wie heute Morgen bei Farabee‘s geübt, schalte ich um auf 4 WD und beginne vorsichtig, in Richtung Racetrack Playa zu fahren.

Kurz hinter der Abzweigung halte ich an und mache ein paar Bilder von der Umgebung. Außerdem werfe ich einen Blick in das Fach zwischen den Sitzen und bekomme einen Lachanfall, was so als lebensnotwendig angesehen und mitgegeben wird :

Unser schwarz – gelber Jeep auf der berüchtigten Strecke. Hoffentlich gibt es keinen Platten, aber die Reifen sehen echt vertrauenserweckend aus. Man sieht es auf den Bildern nicht sehr gut, aber die Straße ist erst vor nicht allzu langer Zeit gegradet worden und hat die Oberfläche eines Waschbretts. Und genau so fäähähähährt sie sich auch. Langsam erhöhe ich das Tempo und tatsächlich fühlt sich das etwas schnellere Tempo angenehmer an. Trotzdem sind die Autos hinter mir irgendwie alle schneller, und ich fahre immer wieder rechts ran und lasse überholen. Ich steige immer mal wieder kurz aus, um Bilder zu machen. Die Landschaft ist völlig bizarr mit den Kakteen, Joshuas, Bergen und – leider- tief hängenden Wolken. Ich hoffe ja, dass es noch aufklart.

Nach einiger Zeit, Fotos und Ruckelei erreichen wir die Teakettle Junction. Natürlich steigen wir aus und machen hier die obligatorischen Bilder. Hier kommt uns ein Auto aus Monheim entgegen, ein fetter Jeep mit riesigen Reifen und Extra – Scheinwerfern auf dem Dach. Wir fragen uns, wie man seine Karre wohl von Deutschland hierher bekommt, wie lange das dauert und was es kostet. Überhaupt sind die meisten Autos hier entweder von Farabee’s oder die Privatwagen haben Dimensionen, dass man unser Schiff locker drin verschwinden lassen könnte.

Meine Mutter ist beim Einsteigen ins Auto froh, dass wir bald da sind, da die Ruckelei sie schon nervt. Oh Mann, wie soll das im Sommer in Island werden? Da ruckelt fast jede Straße – aber noch sind wir ja nicht da und deswegen konzentrieren wir uns auf die letzten paar Meilen.

Kurz danach sehen wir schon in der Ferne die Ebene der Racetrack Playa – es ist immer wieder faszinierend, dass ein großer Teil des Death Valley von Wasser geschaffen wurde. Und Playa heißt nun mal Strand. Normalerweise ist es hier auch heiß genug, um in der Sonne zu brutzeln, aber das Wasser fehlt seit einigen Jahren. Zu kalt ist es heute auch dazu, so dass wir zunächst am Parkplatz des Grand Stand angekommen erst mal unsere mitgebrachten Salate futtern.

Beim Aussteigen sehen wir etwas, was mich echt ziemlich sauer macht: Hinter dem Auto neben uns versuchen doch tatsächlich so Typen, ihre Drohne steigen zu lassen. Also eigentlich ist mir so was mittlerweile ja egal, aber mich nerven halt die Leute, die ständig und ewig für ein Foto die Regeln in Nationalparks umgehen und dadurch den Ruf ALLER Drohnenpiloten in Verruf bringen. Durch so einen Quatsch werden die Regeln halt immer strenger, und bald kann man dann gar keine Drohne mehr steigen lassen. Ich selber habe unsere Drohne zu Hause gelassen, da wir uns meist in Nationalparks aufhalten. Und nur für ein, zwei Bilder wollte ich sie nicht mitschleppen. Also spreche ich die Typen tatsächlich an und frage sie, ob sie wissen, dass sie in einem Nationalpark sind – so können sie immer noch total erstaunt tun und ihre Drohne wegpacken. Sie reagieren erst auf meine zweite Frage und meinen, sie wollten nur hier am Parkplatz schnell ein Bild machen – völlig klar, genau HIER würde ich auch ein Foto machen, alles andere an der Racetrack Playa ist ja auch viel uninteressanter *Ironie off*.
Wir gehen jedenfalls erst mal zum Grandstand, umrunden ihn und klettern ein wenig drauf rum. Allein das hier gefällt uns schon richtig gut, aber so langsam zieht es uns nun doch zu den wandernden Steinen.


Wir fahren einen Parkplatz weiter, da es bei Farabee’s hieß, die meisten Steine lägen am zweiten Parkplatz. Wir finden hier so ziemlich alles, nur keine wandernden Steine. Allerdings sehr wohl nach einiger Lauferei noch ihre Spuren. Das fasziniert mich jetzt so richtig – dass hier die Steine wandern und dabei Spuren auf dem ausgedörrten Boden hinterlassen, ist mittlerweile nicht mehr ganz unbekannt – und WARUM sie das tun, ist auch gelöst.

Wir laufen noch eine ganze Ecke weiter, ehe wir die ersten Steine sehen – allerdings haben diese gar keine Spuren. Ermutigt davon sowohl Spuren als auch Steine gesehen zu haben, bewegen wir uns immer weiter auf eine Ansammlung von Steinen zu. Hier werden wir nun endlich fündig – die Spuren sind zwar recht schwach ausgeprägt, aber immerhin vorhanden.

Blick zurück zum Grand Stand.

Wir schauen uns nun in der Ecke immer weiter um und finden auch immer mehr Steine mit Spuren. Sie sind zwar teilweise schon recht stark erodiert, aber erkennbar vorhanden.

Und dann überkommt es mich – ich lege die Kamera auf den Rucksack, verbinde sie mit dem Handy, setze mich neben einen Stein und mache ein lunchen – Gedächtnis – Foto. Für ein weiteres Bild setzt sich meine Mutter neben mich, und wir machen noch ein paar Bilder.

Da das Auto recht weit weg ist, und es einen weiteren Parkplatz viel näher an den Steinen gibt und meine Mutter wieder Hunger hat, laufen wir zurück zum Parkplatz um das Auto ein Stück weiter zu bewegen. Der Weg zieht sich ziemlich, und genau das macht auch der Himmel – er zieht sich zu und reißt nicht auf. Das fuchst mich natürlich, da ich schon den Sternenhimmel und die Milchstraße hier fotografieren wollte. Na ja, es ist wie es ist und liefert einen Grund mehr, wiederzukommen.
Am unteren Parkplatz treffen wir einen älteren Herren, der seine Kinder weiter draußen auf der Playa eigentlich begleiten will, aber das Auto nicht aus bekommt. Also mache ich ihm den Motor aus. Es ist ihm sichtlich peinlich, aber er bekommt die Türen auch nicht abgeschlossen und er bittet mich, ihm beim Verschließen des Autos zu helfen. Auch das mache ich natürlich gerne, und gemeinsam gehen wir noch ma in Richtung der Steine. Unterwegs sehen wir, dass die Pfützen (im Death Valley!) überfroren sind und sich an einigen Stellen Eis gebildet hat.

Direkt am Parkplatz liegt dieser Stein äußerst dekorativ herum.

Insgesamt finden wir nur noch die Steine von vorher und laufen noch eine ganze Weile dazwischen rum. Das andere Paar mit dem älteren Herren ist mittlerweile verschwunden und wir sind tatsächlich alleine hier. Das ist schon ein komisches Gefühl, gleichzeitig sehr befreiend, aber auch ein klitzkleines bisschen beängstigend. Da der Himmel noch immer keine Anstalten macht aufzureißen, beschließen wir schweren Herzens, zurück zu fahren.

Es wird unterwegs sehr schnell sehr dunkel, aber so kann ich fast besser fahren. Entgegenkommende Autos (von denen es einige gibt) she ich so eher, und verfahren kann ich mich hier nicht (wie wir heute Mittag gesehen haben).


Zurück fahre ich auf der Schotterpiste deutlich schneller, was sich für meine Beifahrerin als wesentlich angenehmer herausstellt. Um halb acht – also gut zwölf Stunden nach unserem Aufbruch – tanken wir den Jeep wieder voll. Zu dem Zeitpunkt fand ich den Preis übertrieben teuer, aber das sieht im Lichte dessen, was man aktuell an der Tankstelle bezahlt, ganz anders aus. Ich werfe die Schlüssel in den Briefschlitz und wir steigen wieder in das Schiff.

Zurück an der Ranch bringen wir erst unser Schiff zum Parkplatz an unserem Zimmer, räumen das meiste in unser Zimmer und essen Bagel mit Käse.

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