Im Prinzip schlafe ich die Nacht so gut wie gar nicht. Die Klimaanlage läuft die ganze Nacht immer wieder, da es recht stickig ist. Aber egal, ich werde das heute bestimmt nicht spüren. Wir frühstücken im Zimmer, da es wegen Corona kein Frühstück im Hotel gibt.
Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor: die Handys sind komplett geladen, in beiden Kameras sind frisch geladene Akkus, Ersatzakkus stecken in den Innentaschen der Jacken, alle Bilder sind gesichert und ich habe Ersatzkarten dabei. Ich habe die eine Kamera mit Normalobjektiv und Weitwinkel, meine Mutter die kleine Kamera mit zwei Objektiven gut verpackt im Rucksack. Die Powerbank ist auch voll geladen dabei – so kann eigentlich nichts schiefgehen.
Wir bringen die Koffer ins Auto und bewundern auf dem Parkplatz diese „Don’t loose you shit“ – Leine.
Zum Büro von Dreamland müssen wir nur über den Parkplatz. Dort bezahlen wir den Rest für die Tour. Hier erfahren wir auch dass wir doch nicht die einzigen Gäste sind. Noch dabei sind Mark und Beth aus Tennessee, die die Lotterie gewonnen haben und nun spontan noch die Tour gebucht haben. Unser Guide ist Maddie, eine kleine, zierliche und taffe junge Frau. Zunächst fahren wir an den Vermillion Cliffs vorbei und biegen über den „Cockscomb“ in die House Rock Valley Road ein. Mark und Beth erzählen, dass sie seit über vier Jahren jeden Monat an der Lotterie der Wave im Internet teilnähmen, und nun endlich gewonnen hätten. Sie wandern viel und gern, wollten aber heute dann auf Nummer Sicher gehen und haben deswegen auch die Tour gebucht.
Der Weg ist relativ matschig und zum Teil geht es durch tiefe Matsche.
Am Parkplatz angekommen gehen wir noch mal alle zur Toilette, tragen uns in das Trailregister ein uns gehen los.
Zunächst ist es noch richtig kalt und wir sind dick eingepackt, der Weg ist vereist. Aber das finden wir gar nicht schlecht, da der Weg nicht glatt ist und wir können gut drauf laufen.
Wir genießen den Marsch durch die Kälte und diese wunderschöne Landschaft.
Als wir aus dem Wash heraus rechts in Richtung CBN gehen wird uns wieder bewusst, was für ein großes Glück wir heute haben – das Wetter ist eigentlich ideal, wir haben eine sehr nette Guidin und Beth und Mark sind echt nett.
Der Weg ist erst mal noch einfach zu laufen, auch das Stück bergauf bekommen wir gut hin. Die Steigung auf der Platte hoch bekommt meine Mutter an meiner Hand gut hin, sie freut sich allmählich genauso wie ich.
Wir laufen über eine schräge Platte, aber der Weg ist hier gut zu meistern. Wir sind hin und hergerissen zwischen „Oh ist das schön hier, wir genießen den Weg“ und „Lass mal beeilen, wir wollen zur Wave“.
Wir bekommen so ein Mittelding hin und halten ab und an, um Bilder zu machen. Maddie ist da total entspannt und sagt, wir können so viel und lange fotografieren wie wir wollen.
Die Twin Buttes allein sind schon den Weg hierhin wert, ich kann mich daran nicht satt sehen.
Maddie macht uns auf das „Sundial“ aufmerksam, an dem wir uns orientieren können. Nun müssen wir von der Platte geradeaus runter, ein Stück geradeaus und auf der gegenüberliegenden Seite hoch.
Das letzte Stück geht ziemlich steil bergauf und ist wegen des Schnees unangenehm und rutschig. Noch sehen wir nichts von unserem Ziel, aber weit kann es nicht mehr weit sein.
Und dann stehen wir plötzlich am Anfang der Wave – und mir fällt die Kinnlade quasi auf den Boden. Es ist absolut perfekt und schön. Die Bilder können die Schönheit des Ortes absolut nicht wiedergeben.
Wir gehen durch die Welle hindurch und suchen uns einen Platz, um unsere mitgebrachten Sandwiches zu essen. Maddie schlägt eine Pause vor, aber mich hält es nicht eine Sekunde länger als ich zum Essen brauche auf dem Boden. Mit der Kamera ziehe ich los und mache Bilder.
Wir streifen durch das Gebiet, können aber nicht zur Second Wave, da der Boden zu vereist ist. Also bleiben wir in diesem recht kleinen Areal und saugen jedes Sandkorn in uns ein.
Nach einiger Zeit mahnt Maddie, dass wir langsam wieder los müssen, um noch im Hellen wieder in Kanab zu sein. Da legen wir vier zwar keinen Wert drauf, aber das ist eben der Nachteil dieser Tour. Andererseits – ansonsten wären wir erst gar nicht hier.
Der Rückweg gestaltet sich anfangs recht schwierig, da wir die Anhöhe wieder runter müssen – und die ist steil und vereist. Also rutschen wir auf unserem Hinterteil vorsichtig runter, das geht auch.
Da die Sonne nun anders steht, sieht die Landschaft wieder komplett anders – aber immer noch faszinierend – aus.
Unterwegs sehen wir sogar noch Dinosaurierspuren.
Wir kommen gut wieder am Parkplatz an. Ein Tesla hält neben uns und wir fragen uns, ob der Fahrer sein Auto hier hereingetragen hat. Er fragt uns nach dem Weg zur Wave und ist komplett überrascht als Maddie ihm erklärt, dass er ein Permit braucht. Enttäuscht fährt er weiter und wir fragen uns, wie er den Weg zur Straße schaffen will. Allerdings sehen wir ihn auch nicht mehr, als scheint er es geschafft zu haben. Im Auto erklärt Maddie uns, dass eine Wanderung in Richtung Wave oder nur der Weg dorthin ein Vergehen darstellt, dass vom BLM zur Anzeige gebracht wird. Man wird angeklagt und muss vor einem Richter erscheinen, der kann eine Strafe von 10 000 $ verhängen oder einen einsperren. Trotzdem werden immer wieder Leute ohne Permit von den Rangern aufgegriffen. Auf dem Weg zurück nah Kanab treffen wir noch ein Auto, die Insassen kommen nicht durch eine Furt. Aber auch sie wollen zur Wave und haben kein Permit. Maddie erklärt ihnen wir kalt es nachts sein kann und sie ohne adäquate Kleidung sich in Gefahr begeben. Und auch sie haben kein Permit und ich frage mich wieder mal, wie man so unvorbereitet sein kann.
Aber diese Leute drehen um und zeigen sich einsichtig.
In Kanab verabschieden wir uns alle herzlich voneinander, geben Maddie ein dickes Trinkgeld und kaufen bei den Outfittern noch Kalender und T – Shirts. Dann machen wir uns zügig auf den Weg in den Bryce, da wir möglichst früh dort ankommen möchten. Wir wollen nämlich die Deer nur sehen wenn sie in sicherer Entfernung von uns sind und nicht auf unser Auto zukommen.
Das klappt auch zum Glück gut. Wir checken bei Ruby’s Inn ein und bekommen ein Zimmer in der „Ponderosa“ Ranch – äh im Ponderosa Haus.
Wir bringen schnell die Koffer in das Zimmer und gehen essen. Danach fallen wir ins Bett und lassen den Tag noch mal Revue passieren.
Heute war ein absolutes Highlight!