Wir stehen früh auf. Der Morgen ist still, noch ein wenig grau, und bevor wir richtig in den Tag starten, gehen wir zuerst zu unseren Pferdenachbarn. Sie stehen ruhig auf der Koppel, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, schauen kurz hoch und widmen sich dann wieder dem Gras. Es ist einer dieser kleinen Momente, die den Tag langsam beginnen lassen und einen sofort runterfahren.

In Höfn wartet eine praktische Aufgabe auf uns. Frank hat sein Ladegerät zu Hause vergessen, und ich kann ihm nicht helfen, weil ich mit Sony fotografiere. Wir haben schon in hella gefragt und uns wurde gesagt: Wenn wir so etwas finden wollen, dann genau hier – vermutlich der einzige Laden im Süden Islands, der so etwas überhaupt führen könnte. Von außen sieht der Laden allerdings nicht danach aus, als würde man dort moderne Technik erwarten. Umso überraschender ist es, dass wir tatsächlich fündig werden. Das Universalladegerät kostet stolze 65 Euro, aber es funktioniert – und damit ist das Thema erledigt.

Danach nehmen wir uns Zeit für einen Spaziergang durch Höfn. Wir laufen durch den Ort, vorbei an Häusern und kleinen Wegen, immer weiter Richtung Wasser, bis hinauf auf den Hügel am Ortsende. Von dort oben öffnet sich der Blick, und wir stoßen auf einen Teil des Planetenwanderweges. Alles ist maßstabsgerecht dargestellt, ein Projekt aus dem Grundschulbereich, und trotzdem erstaunlich informativ. Wir gehen die Strecke entlang, von Planet zu Planet, lesen, vergleichen Entfernungen und Größen – und merken, wie klein man sich dabei fühlt. Allerdings kippen wir die letzten Planeten, da der Weg dann doch zu weit wäre. Währenddessen beginnt das Wetter langsam aufzuklaren. Die Wolken reißen ein wenig auf, das Licht wird heller.






Natürlich sehen wir auch den berühmten Garten mit den Stiefeln. In einem recht bekannten Geschäft kauft Frank sich einen handgestrickten Lopapeysa, den typisch isländischen Pullover. Isländer tragen den quasi als alles: untere Schicht, obere Schicht, bei Sonne, Nebel und zu jedem Anlass.








Zurück unten gehen wir am Hafen entlang. Boote liegen ruhig im Wasser, Möwen ziehen ihre Kreise, alles wirkt entspannt. Dann fahren wir weiter in Richtung Vestrahorn. Um auf die Halbinsel zu gelangen, müssen wir an einer Schranke vorbei – ohne zu zahlen kommt man nicht durch. Hintergrund ist eine anhaltende Diskussion zwischen dem Landbesitzer und der Tourismusbehörde. Für uns ist das allerdings keine Frage: Wir zahlen den Eintritt, weil wir sonst schlicht keinen Zugang zu dem Gelände haben.




Am Strand angekommen liegt das Vestrahorn vor uns – oder besser gesagt: Teile davon sind sichtbar. Der Nebel hängt tief, die Luft ist kühl, und obwohl man die Konturen erahnen kann, bleibt der freie Blick zunächst aus. Viele Menschen warten wie wir, bleiben stehen, schauen immer wieder hoffnungsvoll Richtung Berg. Wir halten durch, stehen eine ganze Weile am Strand, aber der Nebel gibt den Blick nur zögerlich frei.



Schließlich laufen wir ein Stück weiter – auf die andere Seite der schmalen Halbinsel. Hier ist der Strand felsiger, wilder, und deutlich weniger Menschen sind unterwegs. Wir laufen über Steine und Geröll, halten Ausschau nach Tieren, schauen auf das Wasser und die Felsen, aber heute zeigt sich nichts. Gehofft haben wir auf Wale, Robben und Seevögel. Trotzdem hat dieser Ort etwas sehr Ruhiges, fast Abgeschiedenes, und wir bleiben eine Weile einfach nur stehen und schauen.
Später erreichen wir Djupivogur. Am Hafen stehen die berühmten steinernen Eier, ordentlich aufgereiht, jedes in einer etwas anderen Form und allen auf Island einheimischen Vögeln nachempfunden.



Von dort aus laufen wir hinauf zu einem Aussichtspunkt. Oben angekommen bietet sich ein weiter Blick über den Ort, den Hafen und die Umgebung – ein schöner Überblick nach den vielen kleinen Perspektiven des Tages. Wieder unten essen wir am Hafen, unkompliziert und genau richtig für diesen Moment, bevor wir noch einkaufen gehen, um alles für das Abendessen zu besorgen.





Dann beginnt die Fahrt durch die Ostfjorde in Richtung Vallanes. Wir lassen uns Zeit, halten nicht an jeder Stelle, aber schauen viel aus dem Fenster. Die Landschaft zieht ruhig vorbei, Fjorde öffnen sich, rote Häuser tauchen immer wieder zwischen Grün und Grau auf. Eskifjörður liegt auf dem Weg – wir fahren hindurch, schauen uns den Ort an, bleiben aber nicht lange. Unser Ziel ist Vallanes.







Frank in seinem neuen Pullover. Er trägt ihn auch zu Hause oft.




Dort angekommen beziehen wir unsere kleine Hütte. Koffer werden abgestellt, kurz durchgeatmet, angekommen. Danach fahren wir noch einmal los, nach Egilsstaðir, zum Campingplatz, um Wäsche zu waschen. Während die Maschinen laufen, lassen wir den Tag Revue passieren: früh begonnen, viel gesehen, nichts gehetzt.


In der Hütte haben wir Probleme, die Wäsche unterzubringen und zum trocknen aufzuhängen, da es dafür keinen Platz gibt. Wir nutzen wirklich alles aus, auch die Regale – gut dass wir davon keine Bilder haben. Dafür haben wir jetzt wieder frische Sachen zum Anziehen.
